Was ist Hobby Horsing

Hobby Horsing ist eine faszinierende, moderne Sportart, die ihre Wurzeln im traditionellen Steckenpferdereiten hat. Was bereits um 1540 als Kinderspiel mit dem „Ross am Stiel“ begann, hat sich seit den 2000er Jahren zu einer anspruchsvollen Disziplin mit Wettbewerbscharakter entwickelt. Der Sportler stellt dabei sowohl den Reiter als auch das Pferd dar: Die Beine symbolisieren das Pferd, während der Oberkörper den Reiter verkörpert.

Hobby Horsing ist also eine kreative und sportliche Disziplin, bei der Elemente des klassischen Reitsports mit denen aus Gymnastik und Leichtathletik kombiniert werden. Die Sportler verwenden angepasste Steckenpferde, um Bewegungen und Techniken des Reitsports, wie das Springen über Hindernisse oder Dressurübungen, auszuüben.

Dabei übernehmen die Sportler sowohl die Rolle des Reiters als auch die des Pferdes. Dies erfordert nicht nur körperliche Fitness und Ausdauer, sondern auch eine gute Koordination, Geschicklichkeit und ein hohes Maß an Konzentration, um die komplexen Bewegungsabläufe präzise auszuführen.

Was diese Sportart so besonders macht, ist der kreative und humorvolle Ansatz, der mit viel sportlicher Leistung kombiniert wird.

Ursprung von Hobby Horsing

Um 2005 herum begannen finnische Jugendliche damit, handgefertigte Steckenpferde mit aufwendig gestalteten Plüschköpfen zu basteln. Sie wurden nun liebevoll dekoriert und individualisiert. So war das „Hobby Horse“ geboren.

Über soziale Medien wie Tiktok, YouTube und Instagram verbreiteten sich schnell Bilder und Videos von diesen kreativen Steckenpferden. Vor allem junge Mädchen begeisterten sich für die Idee, das Basteln und Reiten der Plüschpferde zu verbinden.

Mit den Hobby Horses übten sie dann anspruchsvolle Dressurübungen und Springparcours – fast wie bei echten Reitwettkämpfen. Schnell bildeten sie Hobby Horsing Gruppen um gemeinsam zu trainieren.

Im Jahr 2016 wurde der weltweit erste Hobby Horsing Verband, der „SKHHRY Suomen Keppihevosyhdistys“, in Finnland gegründet, was den Sport maßgeblich prägte. Durch die offizielle Organisation erhielt Hobby Horsing eine strukturierte Plattform, die zu einer steigenden Popularität und Professionalisierung des Sports führte. Heute ist Hobby Horsing in vielen Ländern bekannt und begeistert immer mehr Menschen.

Der finnische Trend begeisterte auch Deutschland

Hobby Horsing, der sportliche Trend aus Finnland, eroberte auch die Herzen in Deutschland. Aus einzelnen Nachahmern entstanden schnell kleine Clubs, bis 2018 die ersten deutschen Vereine das Hobby Horsing als Sportart anboten. Inzwischen gibt es landesweit um die 8.000 aktive Hobby Horser und über 300 Vereine, die Hobby Horsing anbieten. Als Vorlage dienen bis jetzt Videos von vor allem finnischen Hobby Horsern, die sich damit inzwischen einen Namen gemacht haben.

Im Jahr 2023 wurde in Deutschland der Deutsche Hobby Horsing Verband e. V. (DtHHV) gegründet. Die erste Amtshandlung des Verbandes bestand darin, ein umfassendes Regelwerk zu schaffen und zu veröffentlichen, um einheitliche Richtlinien für den Sport festzulegen. Dieses Regelwerk wurde im Juli 2024 offiziell auf den Markt gebracht und soll künftig als Grundlage für alle nationalen Wettbewerbe und Veranstaltungen im Hobby Horsing dienen.

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) sieht vor allem den wirtschaftlichen Nutzen des Sports und fördert zunehmend Hobby Horsing, um Mitgliederzuwächse zu erzielen. Mit verschiedenen Angeboten in Reitvereinen hofft man, neue Zielgruppen zu erschließen und nimmt an, dass Hobby Horsing als Einstieg in den klassischen Pferdesport dient. Anfang 2024 wurden Wettbewerbe in die neue WBO (Wettbewerbsordnung) aufgenommen, was es Reitvereinen ermöglicht, Hobby Horsing leichter in bestehende Reitturniere zu integrieren.

Hobby Horsing: Ein Sport für alle – Männer entdecken die kreative Welt des Steckenpferdereiten

Hobby Horsing ist derzeit vor allem bei Mädchen und Frauen beliebt, was unter anderem auf den spielerischen Charakter und die enge Verbindung zum Pferdesport zurückzuführen ist. Dennoch gibt es auch eine wachsende Zahl männlicher Hobby Horser, die diesem kreativen und sportlichen Hobby nachgehen. Vereinzelt sind Jungs und Männer bereits in Trainingsgruppen und bei Turnieren aktiv, und einige engagieren sich sogar als Trainer oder Funktionäre. Andreas Karasek, zum Beispiel, ist nicht nur ein begeisterter Hobby Horser, sondern auch Vorsitzender des Hobby Horsing Club Kaiserstuhl und Chefredakteur des Hobby Horsing Magazins. Der Präsident des DtHHV, Kay Schumann, und Vizepräsident Patrick Finsterseifer sind ebenfalls passende Beispiele. Sie sind nicht nur Funktionäre im Verband, sondern engagieren sich intensiv für den Sport. Beide setzen sich aktiv für die Weiterentwicklung und Förderung von Hobby Horsing ein und unterstützen Veranstaltungen, Projekte sowie die sportliche Ausbildung von Teilnehmern.

Mit einer zunehmenden Akzeptanz von Hobby Horsing als ernstzunehmender Sportart wächst die Wahrscheinlichkeit, dass sich in den nächsten Jahren immer mehr Männer von der Kombination aus Sport, Geschicklichkeit und Kreativität angesprochen fühlen. Die Offenheit und Diversität der Hobby Horsing-Community bietet allen die Möglichkeit, ihre Leidenschaft unabhängig von Geschlechterrollen auszuleben.

Hobby Horsing ist Sport

Hobby Horsing ist ein Leistungssport, der eine beeindruckende Bandbreite an sportmotorischen Fähigkeiten erfordert. Der Sport, bei dem Athleten auf Steckenpferden anspruchsvolle Parcours bewältigen und Choreografien vorführen, fordert körperliche Fitness und Ausdauer. Vor allem die Bein-, Bauch- und Rückenmuskulatur werden stark beansprucht, da sowohl das Springen über Hindernisse als auch das Laufen im Vordergrund stehen. Darüber hinaus sind Beweglichkeit, Koordination und Sprungkraft essenziell, um die präzisen und eleganten Bewegungen auszuführen, die für den Erfolg in dieser Disziplin nötig sind. Regelmäßiges und gezieltes Training ist daher unerlässlich, um den hohen Anforderungen des Sports gerecht zu werden und das kreative Zusammenspiel von Sport und Fantasie zu meistern.

  • Sprungkraft (Springen über Hindernisse)
  • Gleichgewichtssinn (alle Disziplinen)
  • Eleganz (Dressur)
  • Körpergefühl und -beherrschung (Körperhaltung)
  • Ausdauer und Kondition (Dressurkür, Hindernisparcours, Ausritt)
  • Zeit-/Taktgefühl (Dressur nach Musik, Zeitspringen)
  • Geschwindigkeit (schnell / langsam)
  • Nachdenken allgemein / Taktiken erarbeiten
  • Fingerfertigkeit (Zügelhaltung, Basteln)
  • Kreativität (Designen)
  • Basteln (Nähen, Stricken, Kleben, Malen)
  • Ideenreichtum und Umsetzung
  • Teamfähigkeit (Teamspiele, Kür)
  • Ehrgeiz (Ziele setzen)
  • Mut (sich trauen, etwas Neues zu machen)
  • Kommunikation (Sprechen mit fremden Kindern / Erwachsenen)
  • Sich selbst kennen- und einschätzen lernen

Was diesen Sport auch ausmacht, dass eine Inklusion aller Menschen direkt immer möglich ist. Angefangen bei unterschiedlichen Sprachen, denn es lässt sich alles durch Zeigen erklären, über geistige und körperliche Behinderungen, wo durch die Aufgabe ein Hobby Horse zu halten und ein Pferd und Reiter zu imitieren diese Menschen über sich hinauswachsen und persönliche Fortschritte machen, bis hin zu Rollstuhlfahrern, die mit einfachen Halterungen sich und ein Hobby Horse geschickt durch einen Parkour fahren müssen.

Was Hobby Horsing ebenfalls einzigartig macht ist, dass man es überall und bei jedem Wetter betreiben kann. Auf den sozialen Medienplattformen findet man Videos, die das belegen und vor allem die Kids sind unheimlich erfinderisch, auch wenn es manchmal wirklich gefährlich sein könnte, wenn man sich beispielsweise einige selbstgebaute Hindernisse anschaut, oder sie in einer Wohnung direkt auf eine Fensterscheibe zu springen.

Unterschied zwischen einem Hobby Horse und einem Steckenpferd

Zwischen dem ursprünglichen Steckenpferd und dem heutigen „Hobby Horse“ als Sportgerät sind große Unterschiede. War das Steckenpferd damals als komplettes Holzspielzeug mit einem flachen 2D Kopf und einem Stiel bis zum Boden mit Holzrollen und zwei Handgriffen am Kopf ausgestattet, so ist das Hobby Horse heute eher wie ein 3D-Kuscheltierkopf aus hochwertigen Stoffen mit spezieller Watte gefüllt und an einem kurzen Stock bis kurz nach dem Gesäß rausragend. Inzwischen gibt es sie auch sehr realitätsnah, so dass ein Unterschied zwischen einem echten Pferd und einem Hobby Horse auf Bildern nur schwer erkennbar ist.